Funktion, Kritik und mein persönlicher Eindruck
#medienbildung
Hard Facts
BeReal gibt es schon seit 2020, aber erst im Sommer 2022 ist die App im Mainstream angekommen. Im Gegensatz zu Instagram und Co. propagiert BeReal “echt” zu sein und erfüllt von Anfang an das, was sich Nutzer:innen unter #fürmehrrealitätaufinstagram wünschen. So das Werbeversprechen.
Hä, nochmal von vorne. Bitte, was ist BeReal?
BeReal fordert dich einmal am Tag auf, ein Foto von dir zu machen. Der Zeitpunkt ist völlig willkürlich. Für das Foto hast du 2 Minuten Zeit, um deinen “Only Friends” (oder “Discovery” für öffentlich) zu zeigen, was du just in diesem Moment machst. Dafür wird ein Foto mit der Rück- und Frontkamera gemacht. Wenn man es nicht schafft, innerhalb des 2-minütigen-Zeitfensters zu posten, kann man ein “Late” hochladen. Der Hinweis “Late” zeigt ebenfalls an, wie “late” das Foto hochgeladen wurde (z.B. 30 Min. oder 2h).
Auf BeReal ist alles echter. Mehr Authentizität als auf anderen Apps. …Oder?
Während man sich auf Instagram mit Filter aufhübschen kann und Followerzahlen einsehbar sind, hat man diese Optionen auf BeReal erst gar nicht. Aber bildet BeReal wirklich die Realität ab? Der Vice-Redakteur Jason Koebler schrieb, dass die App nicht “echt” sei, da sie alle extrem langweilig wirken lässt. Auch ich hab viele Bilder hochgeladen, auf denen ich lese, lerne oder liege. Bin ich also langweilig? Wie kann man dem entgegenwirken, mag man irgendwann denken…
Sofern die Foto-Aufforderung früh genug kommt, neigen Nutzer:innen dazu absichtlich zu warten, bis etwas Spannendes passiert (count me in). Denn sobald das “Late” erscheint, ist es nämlich auch egal, ob es 1h oder 4h zu spät ist. Schließlich will man zeigen, dass man nicht komplett langweilig ist. Das ergab übrigens eine Umfrage des Business Insiders. Demnach warten 50% der Befragten, bis etwas Interessantes passiert. Blöd nur, wenn die Aufforderung um 23 Uhr kommt.
Aber zum Glück gibt es keine Werbung … oder?
Unter Influencermarketinghub.com findet man bereits Strategien, wie Influencer:innen und Marken ihre Brand aufbauen können. So hat bereits das mexikanische Restaurant Chipotle für BeReal Promo Codes an die ersten 100 Besucher:innen verschenkt. Auch onlinemarketing.de berichtet darüber, dass die App zukünftig “Paid Features (…) als Monetarisierungsoptionen” plant. Aber das ist ja nicht überraschend.
Datenschutz?
Wie alle Apps möchte auch BeReal Zugriff auf dein Telefonbuch und auch (u.a.) auf deine Kamera, Mikrofon und deinen Standort. Also, das was alle Apps von dir wollen. Allerdings können auch deine Freunde deinen (fast genauen) Standort einsehen. Das kann in Ordnung sein oder problematisch, wenn man nicht will, dass jede:r weiß, wo du genau bist.
Fazit
Mir macht die App Spaß. Mein Fotos sind privat, mein Freundeskreis sehr überschaubar. Trotzdem sollte man sich nicht von dem utopischen Werbeversprechen der ultimativen Authentizität blenden lassen. Die Momentaufnahmen sind realer als auf Instagram, aber letztlich keine Abbildung der alltäglichen Realität einer Person.